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In 1995 wurde ein Flachdach mit PVC abgedichtet.
Der Dachaufbau :
- Stahlbetondecke aus Fertigteilen
- Dampfsperre aus systemzugehöriger PE Folie
- Wärmedämmung aus 120 mm dicken, lose verlegten
Polystyrolplatten
PS 30 SE mit Stufenfalz
- Trennlage aus Polyestervliesbahn 300 g/m²,
lose verlegt.
- Abdichtungsbahn aus glasgitterverstärkter PVC-P
Folie,
1,5 mm, lose verlegt.
- Schutzlage aus PVC-weich mit unterseitigem
Kunststoffvlies,
1,4 mm, lose verlegt, Nähte verschweisst.
- Traufbleche, An- und Abschlüsse mit systemgerechten
Verbundblechen
Auf die Abdichtungsschichten brachte der Bauherr in Eigenleistung
eine
Vegetationssubstratschicht auf und begrünte sein Dach mit
Sedumpflanzen.
Das Dach funktionierte. Die Begrünung
entwickelte
sich prächtig.
Der Schock
Im Dezember 1999 kam der Anruf:
" In meinem Schlafzimmer ist eine feuchte Stelle. Dachdecker, das von
Dir
erstellte Flachdach macht seinem Namen Ehre und ist undicht. Meine
fachmännischen
Umfeldberater haben mir das schon lange prophezeit. Flachdächer
sind
grundsätzlich Sch...."
Die Reparaturtruppe, Altgeselle (45 Jahre Berufserfahrung) mit
Lehrling,
erhält den Auftrag sich um die Schadensmeldung zu kümmern.
Beim Chef ankommende Vollzugsmeldung: "Einregenstelle gefunden,
in den Bereichen der verputzten Wandanschlüsse waren Silikonfugen
offen."
Der Aufwand hierfür betrug 1,- h Altgeselle, 1,- h Lehrling
und
2 Tuben Silikon, insgesamt ca. 80,- €.
Das ist zu verschmerzen.
Ein unzufriedener Kunde verursacht einen größeren Schaden
als
80,- €. Ein zufriedener Kunde bringt das mehrfache von 80,- €.
Insbesondere
bei einem Kunden mit einem frequentierten Ladengeschäft und einer
gutgehenden
Gaststätte.
Nach dem niederschlagsreichen Spätherbst 1999 kam erneut ein
Anruf:
"Das Dach ist Mist. Es tropft wieder in meinem Schlafzimmer."
Nicht bei jedem Regenfall kommt es zum Wassereindrang, sondern nur,
wenn
es über längere Zeit ununterbrochen regnet. Regnet es
kurzzeitig,
kommt garnichts durch.
Im Frühjahr 2000 wird das
Dach bei geeigneter Witterung aufgeschnitten. Die
Dämmung
ist feucht. An manchen Stellen ist sie quatschnass.
Wo kommt bloß die Brühe her ? Wo dringt sie ein ? Wegzudiskutieren
ist Sie nicht.
Die Penizillinproduktion des schwarzen Schimmelpilzes kommt auf
Touren.
Was jetzt ? In seinem Zimmer wünscht sich
keiner
diesen Zustand .
Die aufgeschnittene Abdichtung wird geschlossen.
Die Vegetationsschicht und das Substrat um den geöffneten Bereich
werden
zur Seite geräumt und die umliegenden Nähte der Abdichtung
werden
mit zusätzlichen Folienstreifen
überschwemmt.
Zweifel an der Qualität der verwendeten Folie kommen auf. Chef,
hätten
wir nicht die Folie Produkt B genommen sondern die altbewährte
Folie
Produkt A, die wir sonst immer nehmen.
Ruhe kehrt ein. Eine Trockenwetterphase ist angesagt. Aufgelaufen
sind jetzt schon ca. 1.800,- € .
Kunde und Chef werden nervös. Die Stimmung kühlt ab.
Im Oktober 2001 faxt der Kunde ein Angebot eines Wettbewerbers
über
die Sanierung zum Chef. Die angebotenen Sanierungskosten betragen ca.
8.500,-
€.
Im Klartext heißt das, es tröpfelt wieder und wenn der Chef
nicht
reagiert, wird er vom Kunden verklagt. Zusätzlicher,
nervenzehrender
Ärger steht an.
Der Chef ist sich sicher. Durch die Abdichtung
dringt
das Wasser nicht ein. Es wird weiter tropfen.
Auch wenn die Abdichtung erneuert wird.
Woher das Wasser kommt muss geklärt werden.
Dann
kann Abhilfe geschafft werden. Eine neue Abdichtungsschicht ist
nicht
die Lösung des Problems.
Die Entwässerung der Dachabdichtung wird so umkonstruiert, dass
auf der Dachfläche ein Wasseraufstau möglich
ist. Über
Monate steht das Wasser auf der gesamten
Abdichtungsfläche
ca. 10 cm hoch.
Es dringt keine Wasser ein.
Nach längeren Regenfällen wird es wieder feucht. Das
Rätsel
wird größer.
Allerdings ist es bewiesen, durch die Abdichtung dringt kein Wasser ein.
Woher kommt die Brühe ? Der Kostenstand im August 2002
beläuft
sich auf ca. 3.200,- €.
In seiner Ratlosigkeit hat der Eigentümer die Wand- und
Deckenverkleidung
abgerissen. Das Schlafzimmer gleicht einer Baustelle.
Das
Dach wird noch einmal inspiziert. An der Abdichtung wird nichts
gefunden.
Unmittelbar an das betroffene Gebäude grenzt ein Nachbarhaus mit
einem
klassischen Steildach.
Nach den hochwissenschaftlichen Erkenntnissen der Stammtische und der
selbsterklärten
Abdichtungsexperten sind Steildächer ja sowieso besser als
Flachdächer.
Anonyme Hintergrundberater gibt es genug.
Aus Liebe zwischen den Nachbarn (Grenzbebaung) erhielt
dieses
Dach vor Jahren eine Aufdachrinne. Dieses Dach wurde in die
Untersuchungen
einbezogen.
Wer hätte das geglaubt ?
Tatsächlich
das Flachdach ist dicht.
Das kann doch nicht wahr sein.
Die
Verwendung und die
Verdeckung von unterschiedlichen Ziegelmodellen war nicht die Ursache.
Auch die fehlenden, abgewitterten und abgeplatzten Ziegelecken
waren
nicht für die feuchten Stellen im Schlafzimmer verantwortlich.
Des Trudels Kern lag in den Lötnähten der
Aufdachrinne
des Nachbargebäudes und dem zu knappen Unterdeckblech.
Das
Taschenmesser verschwand in den trugscheinlich gut gelöteten
Nähten. Getreu der Spenglerphilosophie wurde die Naht gut besetzt.
An
Lötzinn wurde nicht gespart.
Das Taschenmesser zeigt das Loch.
Von der
Rückseite lässt sich die Messerspitze problemlos
durchschieben.
Trotz
"sorgfältigster" Lötung dringt das Messerglattweg etwa
5 cm tief in die Naht ein. Und das nicht nur bei einer Naht.
Durch die offenen Lötnähte dringt das Wasser bei einer
Regenspende
von der Menge x ein, läuft auf die gemeinsame
Gebäudetrennwand
der Nachbarn und sorgt für die feuchten Stellen im Schlafzimmer.
Die Unterdeckbleche unter der Aufdachrinne wurden vermutlich
nachträglich
angebracht. Sie sind zu kurz und erfüllen die erwartete
Sicherheitsfunktion
nicht.
Gilt jetzt immer noch die
Auffassung
von dem "Scheiss Flachdach" ?
Ist immer noch eine "Scheiss
Flachdach" Überzeugung vorhanden ?
Das Holz im Bereich der
Rinneneisenauflager ist verfärbt.
Die Verfärbungen lassen
Rückschlüsse
auf eindringendes Wasser zu.
Wasser ist besser als Politik. Es findet stets seinen Weg.
Rinneneisen
und Bohlen zeigen eindeutige Wasserspuren.
Was tun?
Verständlicherweise will der Betroffene ein
trockenes
Schlafzimmer. Darauf hat er ein Recht.
Der abdichtende Dachdecker ist in der
Gewährleistungspflicht,
jedoch nicht in der Beweispflicht.
Durch die Abnahme des Werkes fand die Umkehr der Beweislast statt.
Der Betroffene kann gegen seinen Dachdecker klagen.
Das Gericht bestellt einen Gutachter. Welchen? Hat der ausreichend Zeit
zur
Schadensanalyse ? Schickt der Kostenvorschuss für ihn? Hat er
Ahnung?
Welcher Flachdachphilosophie gehört er an ?
Ist er allwissend, sachkennend oder behauptend? Findet er
überhaupt
die tatsächliche Ursache ?
Unübersehbare, nicht einschätzbare Faktoren bestimmen das
Feld.
Der Eigentümer des benachbarten Daches, wird informiert. Ihn
lässt
das Ganze eiskalt. Schließlich hat er das Haus erst gekauft. Ihn
juckt
es nicht. Es ist nicht sein Schlafzimmer.
Zum kurzfristig vereinbarten Gesprächstermin kommt er nicht.
Schlussletztendlich
weiss er, dass es sein Geld kosten soll.
Von seiner feuchten Stelle im Schlafzimmer hat verständlicherweise
der Kunde seine Schnauze voll.
Die Ursache ist sicher lokalisiert. Abhilfe muss geschaffen werden.
Der Chef ist die ständige, kostenverursachende Reparaturbaustelle
ohne
Erträge dick.
Der Vorschlag, die Aufdachrinne zu entfernen, offen bleibende
Flächen
mit Dachziegeln zuzudecken und an die Dachtraufe eine Dachrinne zu
hängen,
wird akzeptiert und ohne weiteres Palaver ausgeführt.
Seitdem ist Ruhe.
Der Kostenstand der gesamten Dachaktivitäten für
Untersuchungen,
Reparaturen und Beseitigung beträgt komplett 5.200,00 €. Diese
Summe
steht fest und ist einzufordern.
Wer zahlt ? Der Kunde ? Der Nachbar ? Der Chef ? Die Caritas ?
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